Geschichte



WO ALLES BEGANN


Die Entstehungsgeschichte unserer Wasserwacht Ortsgruppe

Nach mehreren tödlichen Badeunfällen in den 50er Jahren reifte in Endorf die Bereitschaft, eine Ortsgruppe der Wasserwacht des Bayerischen-Roten-Kreuz zu gründen. Initiator war in erster Linie Walter Lehmann, der in Prien die Arbeit der Wasserwacht kennengelernt hatte. Die erste Ausbildung im Rettungsschwimmen in Endorf erfolgte beim Lehrscheininhaber Dr. Prenntzell, Tierarzt in Halfing. Die ersten Kurse fanden 1956 im Simssee am Badeplatz in Krottenmühl (!) statt.

1958 legten begeisterte Rettungsschwimmer die Prüfung für den Leistungsschein im Schwimmbad Rosenheim bei Abteilungsleiter Ludwig Mitterleitner ab.

Am 21. Juni 1958 war es dann so weit:

Im Gasthaus Moser fand die Gründungsversammlung der Wasserwacht-Ortsgruppe Endorf statt, zu der per Pressemeldung der Wasserwachtabteilung Rosenheim alle Interessierten eingeladen wurden. Erster Ortsgruppenleiter wurde Walter Lehmann, dieser war auch der erste Lehrscheininhaber der neuen Ortsgruppe, womit die Aus- und Weiterbildung von Rettungsschwimmer:innen gesichert war. 1960 machte auch Wolfgang Madl die Prüfung zum Lehrscheininhaber.


1958 - Die Endorfer Rettungsschwimmer im Rosenheimer Schwimmbad

Im Sommer des Gründungsjahres 1958 begann auch die praktische Arbeit der Ortsgruppe. Am Langbürgner See, Badeplatz Hemhof, verrichteten die begeisterten Rettungsschwimmer an Wochenenden den Wachdienst. Als erste Unterkunft diente ein kleines Hauszelt, das die Abteilung Rosenheim zur Verfügung stellte. Der Wachleiter musste das Zelt jeweils holen, zum See transportieren, die Wachmannschaft stellte es am Vormittag auf und baute es am Abend wieder ab. Standort war gegenüber des Badestegs auf dem Gelände der „Wiesn", der heute völlig überwachsen ist. Eine zweite Gruppe tat auch am Moorbad Dienst.

Bereits im Jahr darauf, 1959, schaffte es die Ortsgruppe, eine Wachhütte zu erstellen. Neben der Einholung der nötigen Genehmigungen organisierte man die Materialien. Das Bauholz und die Dachplatten lieferte eine der Liegehallen am Park des aufgelassenen Sanatoriums Ströbing, welche die Mitglieder selbst abbrachen. Zum Transport stellte die Firma Moosbauer ihren Unimog zur Verfügung.

Die Baumstämme für das Fundament der Wachhütte, eine Spende des Barons v. Crailsheim, fällten die Wasserwachtler selbst in unmittelbarer Nähe des Bauplatzes. Den erforderlichen Kies radelten jeweils zwei Mann mit einer Schubkarre (Radltruch) von der 

ehemaligen Kiesgrube am Thalersee, um den Hügel herum zur Baustelle. Das war nahezu Sklavenarbeit!

Als Fundament für die Wachhütte, die zum Teil übers Ufer hinaus ins Wasser ragte, wurden Baumstämme in den Seegrund gerammt. Die Ramme dazu - natürlich mit Handbetrieb - stellte die Zimmerei Mitterer zur Verfügung. Von den drei Beinen der Ramme waren noch zwei ganz, das verkürzte dritte Bein wurde an einem Baum befestigt und musste von einem dem kleinsten Helfer gesichert werden, der sich dazu buchstäblich an den Baumstamm klammerte. Bis zum Sommer 1959 war die Wachhütte fertig – eine große Leistung für die junge Ortsgruppe!

1959 - Bau der Wasserwachthütte

Fortbildung und Training


Die Wasserwacht war und ist nicht nur im Sommer tätig. Auch Fortbildung und Training gehören zu ihren Aufgaben. Ein Training in der kalten Jahreszeit war 1959 in der näheren Umgebung nicht möglich. Das nächste Hallenbad war damals in Salzburg. Einige Male übten dort die Endorfer. Zugleich war es ein willkommener Ausflug mit dem Bus, die Geselligkeit und Kameradschaft wurden gefördert und Spaß und Gaudi kamen nicht zu kurz.

Unsere Boote über die Jahre hinweg


Mit dem Wachstum der Ortsgruppe und dem Ausbau der technischen Bedarfe und finanziellen Möglichkeiten veränderten sich auch die Boote, die zunächst rein am Langbürgner See und schließlich auch am BRK Heim in Bad Endorf als mobile Einheit vorgehalten wurden. Die Anfänge lagen hierbei in einer kleinen Bavaria Speed GFK Schale, die bald von einem geschenkten Holzboot, welches von einigen Mitgliedern selbst hergerichtet wurde, abgelöst wurde. Durch Spenden und Eigeninvestition einiger Jugendlicher konnte später die erste Chiemseeplätte beschafft und nach unseren Vorstellungen mit selbstgebauten Rudern und etwas Technik ausgebaut werden. Mit dieser „Fledermaus 2“ wurden nun bereits recht häufig Einsätze gefahren, von technischen Hilfeleistungen auf dem damals noch nicht unter Bootsfahrverbot stehenden Langbürgner See über Waldbrandstreiffahrten bis hin zu Lebensrettungen. Der Nachfolger „Fledermaus 3“ ist bis heute im Bootshaus am Langbürgner See stationiert und erst 2020 entschied man sich auch dafür, den Rumpf nochmal erneuern zu lassen, da die Alternativen auf dem Markt noch nicht perfekt für unser Einsatzgebiet im Naturschutz geeignet sind.


Die mobile Einheit am BRK Heim in Bad Endorf startete mit einem Schlauchboot, welches später durch einen Buster XS („Hupferl“) ersetzt wurde, der uns bis 2021 gute Dienste geleistet hat und das auch jetzt als stationäres Boot am Pelhamer See weiterhin tut. Nach Gründung der Schnelleinsatzgruppe wurde es möglich, ein Boot zu beschaffen, das den Anforderungen im wachsenden Einsatzgebiet, insbesondere z.B. dem Simssee bei Sturm besser gewachsen ist. Für die SEG wurde deshalb ein Motorrettungsboot Kat II. angeschafft, ein Faster 450 BR mit Bugklappe und Flachwasserrumpf.

Als Sondergerätschaft stellte uns die Wasserwacht Bayern vor einigen Jahren als Pilotprojekt ein Hovercraft zur Verfügung, welches allerdings sehr fehleranfällig und häufig reparaturbedürftig war, weshalb man, auch aufgrund des hohen Aus- und Fortbildungsaufwandes, beschloss, dieses Projekt zumindest mit dieser Ausführung auf Eis zu legen.

Der Glückshafen


Einen wichtigen Platz in sowohl der finanziellen Aufstellung als auch der Öffentlichkeits-Präsenz unserer Ortsgruppe nimmt unser Glückshafen ein. Ursprünglich Ende der 1970er von Herbert Hunger für die Nachbarortsgruppe Höslwang/Breitbrunn gebaut, wurde dieser nach Übernahme mit großem Engagement von Albert Plank für uns betrieben. Nicht nur in den Bau eines neuen, perfekt an seine Verwendungszwecke angepassten Glückshafen, sondern auch in den Einkauf der Preise und die Hintergrundorganisation steckt er mit seinem Team sehr viel Herzblut. Auf zahlreichen Festen sind wir so vertreten und freuen uns über jeden Besucher und Loskäufer.

Fusion mit der Ortsgruppe Höslwang


Nachbar in Not - so funkte die Ortsgruppe Höslwang vor einigen Jahren. Mit Unterstützung aus Endorf und Bündelung aller Höslwanger Kräfte konnte der Betrieb am Pelhamer See zunächst aufrechterhalten werden. Kurzerhand teilte man sich die Vorstandschaften: Vorsitzender Höslwang wurde zugleich Vorsitzender Endorf. Technischer Leiter Endorf übernahm das operative Geschäft auch in Höslwang. Ein erfolgreiches, aber auch mühsames Projekt. Könnten mit einer Fusion faire und einfachere Bedingungen geschaffen werden? Die Entscheidung hierfür wurde sorgfältig vorbereitet. 

In der Zwischenzeit wuchs in der Jugendarbeit ein geeinigter, unzertrennlicher Kern aus Höslwangern und Endorfern zusammen. In einer gemeinsamen Hauptversammlung entschieden sich beide Ortsgruppen 2017 unabhängig voneinander mit nur überraschend wenigen Gegenstimmen für die Fusion und die Sorgfalt der Vorbereitung macht sich bezahlt. Mit hohem Engagement werden seitdem Pelhamer - wie Langbürgner See betreut. Viele Horizonte wurden erweitert und vorherige Grenzen überschritten - und siehe da, es funktioniert - vielen Dank an alle, die den Zusammenschluss aktiv gestalten und auch den Zweiflern beweisen, dass die Entscheidung richtig war.

Kameradschaft und Ehrenamt


Viel hat sich in den vergangenen 64 Jahren verändert: Die Wasserwacht hat sich den Zeitläufen anpassen müssen. Allein in Alarmierung, Funk und erste Hilfe kamen und kommen laufend Neuerungen, die von den Mitgliedern eine hohe Fortbildungsmotivation erfordern und sich auch in Ausstattung, Vorhaltung und den Kosten für die Ortsgruppe bemerkbar machen. Die Organisation wird stetig professioneller. Die Ausbildung erfolgt umfangreicher und die Aufgabenfelder haben sich erweitert. Auch die Ansprüche an die Wasserwacht in der Öffentlichkeit sind gestiegen, nicht zuletzt auf Grundlage des Bayerischen Rettungsdienstgesetz. Einsatzbereitschaft, Erreichbarkeit, Schnelligkeit, Präzision der Abläufe, Dienstumfang, Abrechnung und Kostenerstattung - alles Stichworte, die mit einer umfassenden und teils sehr anspruchsvollen Organisation zusammenhängen und in einem Qualitätsmanagementsystem der Wasserwacht geregelt sind. Der Preis der Modernität ist also auch ein Stück Bürokratie im Hintergrund, jenseits von Schwimmen und Badevergnügen am See. Beides führen die in der Vorstandschaft tätigen Mitglieder verantwortungsvoll und mit großem Engagement zusammen.

Eines verbindet uns ehrenamtliche Mitglieder aber seit jeher und ist nach wie vor unser Schlüssel zum Erfolg: Kameradschaft. Unsere Leute der ersten Stunde, wie Walter Lehmann, Wolfgang Madl oder auf Höslwanger Seite Wolfgang Prenntzell, würden bestätigen, dass ohne Gemeinsinn keine Ortsgruppe bestehen und ihrem Dienst nachgehen kann. Die Wasserwachtortsgruppe ist also nicht nur die unterste Ebene einer hierarchisch organisierten Rettungsorganisation innerhalb des BRK, sondern eben auch ein geselliger Verein zum Mitmachen und Mit(er)leben. Freude am Wasserwachtdienst motiviert uns. Eine unserer Maximen ist daher, dass uns unsere Aufgaben Spaß machen dürfen und sollen. Beispiele gefällig? Icewaterchallenge mit besonderer Endorf-Höslwanger Note (nachzusehen auf Facebook), die gesellige Nachbereitung von Großübungen wie zuletzt 2019 mit Grillen am Rotkreuzheim, Übungen im Strömungskanal der Therme oder auch der Ausflug zum winterlichen Neuburger Donauschwimmen - Ernst und Freude gehören bei der Wasserwacht einfach zusammen.

Madl Wolfgang, Erich Wieser, Loferer Alois, Sarah Bolz

Vielen Dank an unsere Authoren!

Kollektiv im "DER ENDORFER" zum 60-jährigen Jubiläum der Wasserwacht in Bad Endorf 

ENDORFER_2018_September_Wasserwacht-60-Jahre_01
ENDORFER_2018_September_Wasserwacht-60-Jahre_02
ENDORFER_2018_September_Wasserwacht-60-Jahre_03
ENDORFER_2018_September_Wasserwacht-60-Jahre_04
ENDORFER_2018_September_Wasserwacht-60-Jahre_05
ENDORFER_2018_September_Wasserwacht-60-Jahre_06
ENDORFER_2018_September_Wasserwacht-60-Jahre_07
ENDORFER_2018_September_Wasserwacht-60-Jahre_08